Saison 2024/25. Die Gessnerallee startet, unter neuer Leitung, ein paar hundert Meter Luftlinie entfernt gehen wir am Neumarkt in unser letztes Jahr unter dem Motto «LOVE PLAY FIGHT». Theater ist ephemer, vergänglich, Stücke werden abgespielt, Leitungsteams wechseln. Und das ist gut so. Theater, regelmässig totgesagt, notorisch «in der Krise» und wie auch immer als Kunstform verstanden, gedacht, gelebt, ist im Kern geteilter Moment. Das macht es fragil, kulturpolitisch betrachtet auch teuer, aber – daran hat nicht nur die Pandemie erinnert – auch irre wertvoll.
Wir haben sechs Jahre experimentiert, was «Unbedingtes Theater» heissen kann. Wir haben Allianzen gebildet, sind manchen treu geblieben, haben manche vergrault und anderen ein temporäres Zuhause geboten. Wir haben gespielt, geliebt und gestritten. Der Kern des «Unbedingten Theaters» ist: Begegnung, getragen von Hingabe, Spiel und idealerweise einer Absicht, einer Mission oder Obsession. Viele Skills, oft im Hintergrund. Und Geschichten, die erzählt werden müssen.
Das kann sich übertragen oder auch nicht. Was Theater ist, ist dabei als Frage vielleicht gar nicht so interessant. Spannender, möglicherweise, ist die Frage, was Theater kann, welche Räume es öffnet, wen es mitnimmt. Tanzmarathon, Wellnessoase, Literaturtempel, Selbsterfahrung, Spielanordnung, Peepshow, Konfrontation oder eskapistisches Versprechen, Verhandlungssache oder Ritual, Protest oder Leckerei, Reise in die Zukunft oder Befragung der Vergangenheit.
Vielleicht ist Theater auch ein Ort, an dem gemeinsam ausgehalten wird, dass etwas nicht aufgeht. Ein Ort des tastenden Sprechens, des Nicht-Wissens, der Formen, die sich dem Zugriff entziehen. Ein Möglichkeitsraum für kollektives Denken in alle Richtungen – und für das spielerische Scheitern, das manchmal mehr eröffnet als jede Lösung. Für Momente, in denen vergessen werden darf, wie etwas sein soll – um zu sehen, was alles sein könnte. Immer und immer wieder stellt sich die Frage: Wer darf Teil eines «Wir» sein, das sich temporär findet, befragt, unterhält oder auch mal langweilt? Welcher Blick auf die Welt bekommt ein Spotlight? Decken sich die Werte auf der Bühne mit denen dahinter? Was bleibt von gemeinsamem Lachen ... oder Weinen oder Denken? Wer verlässt das Theater als andere(r/s)?
Theater ist kollektive Kunstform, geht nur zusammen, hält Konflikte aus, macht sie, wenn es gut läuft, zur Erfahrung, die über sich hinausweist. Theater sind die Menschen, die es machen, und die, die es lieben, hassen oder eh noch okay finden und dem Ganzen ihre Zeit schenken. Theater ist geteilter Moment, der manchmal Welten enthält. We loved, played and fought it.